40.
"DIE DENKWÜRDIGSTEN TAGE IN SEINEM LEBEN".
IM GEPANZERTEN Fahrzeug:
„Glückwunsch zur Rückkehr. Wir werden nach einer fünfzehnstündigen Fahrt in der Basis ankommen.“
Lu Feng fragte: „Wie sieht es in der Basis aus?“
„Die Verzerrung hat zu einer weit verbreiteten Panik und Verwirrung geführt, und einige der Präzisionsinstrumente können nicht mehr benutzt werden. Glücklicherweise kann der künstliche Magnetpol normal funktionieren.“
„Treten diese Verzerrungen auch auf, wenn die Magnetpole nicht funktionieren?“
„Ja.“
Lu Feng sagte: „In den letzten Tagen lebten einige Überlebende und ich in einer magnetischen Eisenmine, und dort traten keine Verzerrungen auf.“
„Das liegt am Magnetfeld, das Verzerrungen bis zu einem gewissen Grad widerstehen kann“, sagte der Arzt, „Damals versank der Leuchtturm im Chaos. Als letzten Hoffnungsschimmer tauschten wir und die Unterirdische Stadtbasis alle Forschungsergebnisse der letzten Jahre aus, aber wir haben nichts, rein gar nichts. Alle ihre Forschungen basierten auch auf biologischen Genen. Dann habe ich mir noch einmal illegal Zugang zum Kommunikationskanal verschafft, der mit dem Institut verbunden ist.“
Lu Feng hob leicht die Augenbrauen.
„Nach gemeinsamer Diskussion und der Kombination einiger Hinweise wie dem Zeitpunkt, an dem die Verzerrungen auftraten, glauben wir, dass dies alles mit dem Magnetfeld zusammenhängen könnte, deshalb haben wir vorübergehend die Stärke des künstlichen Magnetpols erhöht“, sagte der Arzt, „Das ist aber nur vorläufig wirksam, und nur dadurch haben wir etwas Zeit gewonnen, um uns an das Leben zu klammern.“
Der Arzt lehnte sich gegen den Fahrzeugsitz: „Aber nach den Berechnungen werden sich die Verzerrungen allmählich verstärken und uns dann innerhalb von drei Monaten auslöschen.“
Er hielt inne und betrachtete den fernen, nebelverhangenen Himmel sowie den kreisenden braunen Adler, dann sagte er: „Aber zu wissen, dass alle Anstrengungen der Menschheit von der Antike bis heute vergeblich waren, um zu überleben und Zeuge der vollständigen Auslöschung der Menschheit zu werden, ist eigentlich auch eine Art unvorstellbare Ehre.“
Er schaute Lu Feng wieder an. „Um ehrlich zu sein, sind Sie ein wenig ruhiger, als ich es mir vorgestellt hatte.“
„...“
„Was, hat es Sie etwa erwischt?“, fragte der Arzt, „Ich weiß nicht, was für eine Spezies dieses An Zhe-Ding war, so glitschig wie ein Fisch. Er konnte sogar der Basis entkommen, also ist es normal, dass wir ihn nicht fangen konnten. Selbst wenn wir ihn gefangen nehmen würden, könnten wir ihn nicht behalten. Nehmen Sie es sich daher nicht zu sehr zu Herzen.“
Lu Feng sagte immer noch nichts.
Er streckte seine Hand aus.
Ein weiches, schneeweißes Ding kullerte aus seinem Ärmel.
Er schaute es an.
Seltsamerweise überflutete ein leiser Gedankengang seinen Geist:
Es war, als wäre er in eine Zeit zurückgekehrt, in der An Zhe ruhig an seiner Seite geblieben war.
Nachdem die Nacht hereingebrochen war, schliefen sie zusammen. Zuerst hatte An Zhe Lu Feng den Rücken zugewandt, aber im Schlaf rollte er sich immer wieder auf die Seite und legte sich sanft an seine Brust. Als der Morgen anbrach und sie aufwachten, wusste nicht einmal An Zhe selbst, warum das so war - in diesem Moment runzelte er seine feinen und schönen Augenbrauen und drehte sich dann wieder um. Dann hielt Lu Feng ihn von hinten fest.
Überraschenderweise waren das die denkwürdigsten Tage in seinem Leben.
Die schneeweißen und weichen Hyphen wickelten sich zärtlich um seine Finger.
Der Arzt war fassungslos: „Sie haben es zurückbekommen? Sie waren tatsächlich in der Lage es zurückholen?“
„Mm-hm“, sagte Lu Feng.
„Und was ist mit An Zhe?“, der Arzt sprach sehr schnell, „Haben Sie ihn getötet?“
Die Spore schien durch die plötzlich erhobene Stimme des Arztes aufgeschreckt worden zu sein. Nachdem sie ein wenig geschrumpft war, verschwand sie wieder in Lu Fengs Ärmel.
Doch kurze Zeit später tauchte sie an seinem Kragen wieder auf und rieb sich zärtlich an seinem Hals.
Lu Feng sagte mit fester Stimme: „Er ist gegangen.“
„Wie konnten Sie bereit sein, ihn gehen zu lassen? Was genau ist er?“, die Augen des Arztes weiteten sich, „Kann... Kann er sich selbst schützen?“
Lu Feng berührte mit seinen Fingern die weichen Hyphen der Spore und antwortete nicht.
Im düsteren Tageslicht war das Profil seines Gesichts eine stumme Silhouette. Der Blick des Arztes ging an ihm auf und ab, doch dann runzelte er plötzlich die Stirn: „Wo ist Ihre Waffe?“
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An Zhe stand auf der Dachterrasse.
Als er sah, wie die Wagenkolonne in der Ferne verschwand, bewegte er seinen steifen Körper und stand hinter dem Blumenbeet auf. Der gestrige Regenguss hatte das Beet mit Wasser gefüllt, und einige fadenförmige Insektenlarven zappelten im Wasser, die gestern neu geboren worden waren.
Aber wenn sich das Wetter beruhigt hatte, würde das angesammelte Wasser bald verdunstet sein. Nach einem kurzen neuen Leben würde ihnen der ewige Tod bevorstehen.
So war es bei allen Lebewesen.
Würde seine Spore länger leben als diese flüchtigen Kreaturen? Er hoffte, dass dies der Fall war.
An Zhe wartete geduldig auf eine Gelegenheit. Als der Adler landete, kletterte er auf seinen Rücken. Der Adler beachtete ihn nicht, vielleicht weil er zu leicht war und zu wenig Nährstoffe enthielt. An Zhe fand einen Platz auf seinem breiten Rücken. Was die Körperoberfläche des Adlers wirklich bedeckte, waren nicht Federn, sondern Schuppen, und in den Spalten zwischen den Schuppen waren verschlungene durchsichtige Fühler.
Der Adler suchte in der Stadt nach Nahrung.
Nachdem er eine fleischige Ranke verschlungen und eine halbe Stunde lang gegen ein riesiges Monster mit Fledermausflügeln gekämpft hatte, verlor er den Kampf und verließ den Ort.
An Zhe markierte seine Flugrichtung anhand des Polarsterns und seiner Karte. Nachdem er eine Abweichung von dieser Flugbahn entdeckt hatte, schlich er sich heimlich vom Adler herunter. Nachdem er im Boden Wurzeln geschlagen und die Nährstoffe einer Nacht absorbiert hatte zögerte er lange, bevor er aus seinem Rucksack eine pechschwarze Pistole und etwa ein Dutzend Kugeln nahm.
Die Waffe gehörte Lu Feng, aber erst nachdem Lu Feng gegangen war, entdeckte er sie in seinem Rucksack. Der Oberst bediente sich oft wie selbstverständlich an seinen Sachen, auch an seinem Rucksack, so dass An Zhe vermutete, dass dies dazu geführt hatte, dass er die Waffe dort zurückgelassen hatte.
Mit den Geräuschen der Pistolenschüsse lockte er erfolgreich ein Monster mit Schmetterlingsflügeln an, das ihm als Transportmittel diente.
Drei Tage später landete er wieder. Auf der Suche nach dem nächsten Ziel stieß An Zhe auf ein extrem hässliches Monster mit einem Tausendfüßler-ähnlichem Körper. Es hatte viele Merkmale von Ameisen und Monstern der Gliederfüßer-Klasse und ernährte sich von Pilzen. An Zhe wollte fliehen, aber sein Körper war bereits in einem sehr schlechten Zustand. Er war kurz davor, aufgefressen zu werden, aber da schützte ihn Lu Fengs Waffe. Er hatte versehentlich den weichen Bauch des Monsters getroffen, und als es kurz innehielt, nutzte er diesen Moment, um sich in einen schlammigen Bach zu rollen und zu entkommen.
Das Wetter wurde kalt, und die Kreaturen, die die Kälte fürchteten, begannen, nach Süden zu ziehen. Natürlich fielen sie dabei auch übereinander her. Manchmal gab es in den grenzenlosen Ebenen nicht einmal die geringste Spur eines Lebewesens, abgesehen von ein oder zwei extrem massiven Siegern, und manchmal wanderten die sozialen Tiere südwärts wie ein schwarzer Fluss. An Zhe fügte sich ein und trieb mit dem Strom.
Zehn Tage später bekam er endlich einen unaufhaltsam nach Süden fliegenden Vogel zu Gesicht. Nach mehr als zwanzig weiteren Tagen erblickte er auf dem weichen Rücken des Vogels einen massiven, langen und schmalen Schatten am Horizont, wie eine Narbe auf der Welt.
Den Menschen zufolge war der Kern des Abgrunds eine lange und schmale Verwerfungszone, die durch ein Erdbeben der Stärke 8 während des Zeitalters der großen Unheils entstanden war.
Die dort herrschende Strahlung war extrem abnormal und brachte unzählige furchterregende Monster hervor. Weiter außerhalb der Verwerfungszone, im Norden des Abgrunds, gab es eine weite Ebene, die dicht mit Vegetation bedeckt war, voll von verschiedenen Pilzarten und ein Überwinterungsort für unzählige Monster, und im Süden erstreckte sich ein Gürtel aus hügeligem Hochland und Bergen.
Der Vogel kam an den Rand des Abgrunds und ruhte sich, erschöpft vom Fliegen, auf dem Ast eines riesigen toten Baumes, den er gefunden hatte, aus.
Plötzlich begann der Ast zu zittern. Das Gefieder des Vogels sträubte sich und er schlug mit den Flügeln und schrie - Irgendwann waren Unmengen von schwarzen Ranken auf dem Ast erschienen und sie hatten die Füße des Vogels sicher gefesselt. Mit dem Geräusch von flatternden Flügeln wurde der schneeweiße Vogel in die Mitte des mit Ästen beladenen Baumes gezogen. Sein anmutiger Hals wölbte sich hoch und sein langer, spitzer Schnabel streckte sich in den grauen Himmel, doch eine Ranke wickelte sich um seinen Hals.
Dann brach die robuste Ranke auf, und ein Maul mit Reißzähnen biss den Hals entzwei.
Blut spritzte, und der Körper des fünf oder sechs Meter langen Vogels war in zwei Teile gespalten. Winzige Federn und Daunenstücke fielen auf den Boden.
An Zhe hielt den Rucksack in seinen Armen und fiel zusammen mit den Federn zu Boden.
Er stand auf und trat auf den verrottenden Boden, aus dem schwarzes Wasser quoll. Nachdem er ein paar Schritte getaumelt war, blickte er auf und beobachtete, wie der Vogel von Tausenden von Ranken verschlungen wurde.
Die Ranken schienen äußerst zufrieden.
Die dichte Vegetation, die Ranken im Wald und die riesigen Pilze verdrängten das Sonnenlicht und die Geräusche des Kampfes. Dies war der Abgrund, ein Ort, an dem ein Mensch gegessen werden konnte und die Knochen nicht wieder ausgekotzt werden würden. Hier gab es keine Kreaturen der Nagetier- oder Gliederfüßerklasse, weil sie zu schwach waren. Aber die Kreaturen, die hundertmal stärker waren als sie, waren keineswegs unbesiegbar.
Der Boden des Abgrunds war reich an Nährstoffen, weil er mit Fleisch und Blut gesättigt war, was der Grund dafür gewesen sein mag, dass Pilze gedeihen konnten.
Über unebenes Terrain ging An Zhe hinein. Der Boden, der mit Moos, toten Ästen und herabgefallenen Blättern bedeckt war, war zu weich und nahe am Sumpf, so dass die Tiere, wenn sie darüber liefen, kein Geräusch machten.
Er spürte deutlich, dass sich die Atmosphäre des Abgrunds verändert hatte. Normalerweise gab es jeden Moment Gemetzel und Kämpfe, und mächtige Monster durchstreiften den Dschungel, um ihr Revier zu inspizieren, aber auf seiner gesamten Reise heute begegnete er nur einer leise schleichenden Python.
Sie schienen sich alle in den Winterschlaf begeben zu haben. Doch An Zhe achtete nicht auf das Kommen und Gehen der Monster. Er starrte ausdruckslos auf diesen grenzenlosen Ort, in den nicht einmal das Sonnenlicht hineinscheinen konnte.
Zu seiner Linken befand sich ein zehn Meter hoher dunkelroter Pilz, der inmitten von mehreren massiven Felsen wuchs. Schleim, der nach Blut roch, sickerte unablässig aus seinem Hut, und sein riesiger Körper schien Luft zu atmen.
An Zhe legte einen Finger auf den Stiel und spürte, wie er von dem Schleim umhüllt wurde.
So einen Pilz hatte er noch nie gesehen.
Angst erfüllte plötzlich den Ausdruck in seinen Augen, und er wandte seinen Blick ab, um woanders hinzusehen. In diesem Moment weiteten sich seine Pupillen, sein Körper wurde kalt, und er begann zu zittern.
Er wusste nicht, wo er war.
Er erkannte diesen Ort nicht.
Dann rannte er, nach Luft ringend, durch den Dschungel. Dies war der Abgrund. Der blutgetränkte Boden, der wassergesättigte Sumpf, die Monster, die in der Dunkelheit lauerten - der Abgrund war immer noch der Abgrund, aber es war nicht mehr der vertraute Ort aus seinen Erinnerungen.
Der Abgrund war so groß, was sollte er nur tun, um den Ort von früher zu finden?
Er bemühte sich, zurück zu denken, aber er konnte sich nur an diese unverwechselbaren Pilze erinnern. Damals hatte er sich auf sie verlassen, um sich an seinen Weg erinnern zu können.
Also ging er weiter und suchte ständig, wobei er sowohl seine Beine als auch seine Hyphen benutzte. Auf den Tag folgte die Nacht, und nach der Nacht kam wieder der Morgen, aber jede Ebene kam ihm irgendwie bekannt vor, und doch war jede Höhle völlig leer.
Es gab keine Anhaltspunkte und keine bekannten Orte. Er wusste nicht, wie oft er die Sonne hatte untergehen sehen oder wie oft er von leeren Höhlen enttäuscht worden war.
Nachdem einige Zeit vergangen war, konnte er nicht mehr weitergehen. Seine Hyphen, die nicht mehr so weich und geschmeidig wie früher waren, lösten sich auf und brachen ab, und sein menschlicher Körper schwächelte ebenfalls durch die Erschöpfung seiner Lebenskraft.
An einem ruhigen Seeufer stolperte er über eine verdorrte Ranke.
Ein scharfer Stein schlitzte ihm die Handfläche auf. Er kniete auf dem Boden und vergrub sein Gesicht in den Händen, während er am ganzen Körper zitterte.
Er konnte sie nicht finden. Er konnte diese Höhle nicht finden.
Das Leben eines Pilzes hatte nur eine Saison. Pilze starben, wenn sie alt wurden, und neue würden wieder wachsen. Das Gesicht des Abgrunds veränderte sich ständig mit dem Austausch der Pilze zwischen den Generationen. Der ursprüngliche Weg, - der Weg, den er sich fest im Gedächtnis behalten hatte, - war nicht mehr da. Umgeben von Pilzen und toten Bäumen blickte er verzweifelt in den Himmel. Er wusste es nicht. Er wusste nicht, dass die Dinge so... erbarmungslos sein würden.
Lu Feng hatte recht. Er hatte keine Ahnung, wie groß die Welt war.
Er konnte sie unmöglich finden, es sei denn, sein Leben war so lang wie die Ewigkeit selbst.
Aber er war ein Pilz, seine Existenz war vergänglich.
Er war dazu bestimmt, auf der Suche nach dieser Höhle zu sterben.
Nichts auf der Welt dauerte ewig.
Nicht einmal das allererste Versprechen.
Salzige Tränen tropften über die winzigen, von Brombeeren verursachten Wunden in seinem Gesicht. Es schmerzte am ganzen Körper, aber das kam bei weitem nicht an die Verzweiflung und den Zusammenbruch in seinem Herzen heran. Er holte tief Luft und blickte ausdruckslos auf das Wasserbecken an seiner Seite.
Er verfiel in Benommenheit.
Im Wasser schien es eine Stimme zu geben, eine unbeschreibliche Frequenz, die ihn aufforderte, zu gehen. Die ganze Welt geriet aus den Fugen.
Spring, spring, dann ist alles vorbei.
Glückliche Dinge, schmerzhafte Dinge, sie werden alle nicht mehr gebraucht. Unter dem Bann der Stimme ging er einen Schritt nach dem anderen zum Seeufer, wo das Wasser so klar war, dass man sein Spiegelbild sehen konnte. Er und An Ze sahen sich so ähnlich, dass es ihm vorkam, als wäre es An Ze, der dort drinnen aus dem Wasser nach ihm rief.
Wie man in Unwissenheit geboren wurde, so würde man auch in Unwissenheit sterben.
Im Abgrund, an diesem... traurigen Ort.
Als ob ein Schalter in seinem
Gedächtnis umgelegt worden wäre, erklang plötzlich eine Stimme in
seinem Ohr. Es war seine eigene Stimme.
„Und
du mein Vater“,
murmelte die Stimme, „den
der bei dir wacht,Verdamm und segne weinend ihn. Hier mein Gebet: Geh
nicht gelassen in die gute Nacht.“
„Was bedeutet es...“, fragte er, „dass ich nicht gelassen in die gute Nacht gehen soll?“
Lin Zuo, der Lehrer aus dem Garten Eden, antwortete: „Nimm die Zerstörung und den Tod nicht gelassen hin.“
Nach einer kurzen Pause wechselte die Stimme wieder: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir.“
Er rezitierte leise Verse für jemanden. An diesem Tag waren sie gemeinsam einen langen Weg gegangen, ohne zu wissen, was vor ihnen lag.
Was hatte dieser Mensch an jenem Tag in der Wüste, als er ihn durch die Nacht trug, gedacht, während sie inmitten der Geräusche des Windes liefen?
Hatte diese Person angesichts des bevorstehenden seltsamen Schicksals auch die gleiche Verzweiflung in seinem Herzen gespürt wie er? Wie hatte er da nur die Kraft gehabt, weitergehen zu können?
Er...
An Zhe ließ den Kopf hängen und entdeckte, dass er wieder einmal das Abzeichen des Schiedsrichters in die Hand genommen hatte. Die Spitzen und Kanten des Abzeichens stachen in seine bereits blutige Hand.
Sofort fiel die trügerische Benommenheit von ihm ab, und er wich ein paar Schritte zurück.
Er dachte: Was habe ich da gerade getan?
Ein scharfer Schmerz wanderte von seinem Knöchel nach oben, denn der Stein, der eben noch seine Handfläche zerschnitten hatte, drückte nun gegen seinen Knöchel.
Er bückte sich, um den scharfen grauen
Stein zu entfernen, der aus dem flachen Boden ragte, damit kein
anderes Wesen darüber stolpern würde, doch dann bemerkte er
plötzlich etwas.
Auf dem Stein befand sich ein
tiefschwarzer Brandfleck, der aussah, als wäre er mit einem
verbrannten Ast gemacht worden und dieser Brandfleck schien die Form
eines krummen, hässlichen Pfeils zu bilden, der nach Südosten
zeigte.
Er war in tiefe Gedanken versunken. Seinem begrenzten Wissen nach gab es im Abgrund keine Kreaturen, die Pfeile zeichnen konnten.
Und was diese seltsamen grauen Felsen anging, so hatte er sie schon ein- oder zweimal an anderen Orten im Abgrund gesehen, aber er war da zielstrebig auf der Suche nach der Höhle gewesen und hatte sie daher nicht beachtet.
Er sah sich um und beschloss schließlich, in die Richtung zu gehen, die durch den Pfeil angezeigt wurde. Er ging sehr lange, bis ein weiterer grauer Felsen aus dem flachen Boden ragte. Er war zur Hälfte in der Erde eingegraben und die andere Hälfte lag frei, und auf dem freien Teil befand sich ein Pfeil.
An Zhe ging weiter. Nicht nur graue Felsen waren markiert. Manchmal gab es auch Markierungen auf Baumstämmen oder weißen Knochen.
Nachdem fünf Tage vergangen waren, stellte er fest, dass er immer weiter in Richtung des südlichen Teils des Abgrunds gegangen war und sich nun dem Hochland näherte, wo die Umwelt trocken und rau war und wo sich nur wenige Lebewesen aufhielten.
Doch an diesem Tag konnte er keine weiteren Felsen finden.
Er stellte sich verwirrt unter einen Baum und suchte angestrengt die Umgebung ab und fragte sich, ob er den falschen Weg eingeschlagen hatte.
Plötzlich schlug ein Kieselstein gegen seine Schulter.
„Hast du dich verlaufen?“, eine freundliche Männerstimme ertönte hinter ihm.
An Zhe drehte sich um. Unerwartet hatte er wieder die Stimme eines Menschen gehört.
Ein gertenschlanker, gut aussehender, schwarzhaariger Mann stand neben einem Baum, einen grauen Stein in der rechten Hand. Er blinzelte An Zhe an und sagte: „Der Wegweiser ist hier bei mir. Ich hatte ihn noch nicht abgelegt.“
Während er ihn ansah, runzelte An Zhe langsam die Stirn.
„Tang Lan?“, rief er plötzlich unbewusst einen Namen aus.
„Du kennst mich?“, das Lächeln des Mannes hatte einen charmanten und unbekümmerten Unterton, während er An Zhe musterte, „Ich habe dich noch nie in der Basis gesehen.“
„Ich habe dich auch noch nie gesehen“, nachdem er das Aussehen der Person überprüft hatte, sagte An Zhe, „Ich kenne Hubbard.“
In dem Moment, als er Hubbards Namen aussprach, verschwand das entspannte Lächeln aus dem Gesicht des Mannes.
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