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"ICH WERDE JETZT GEHEN."
Sein Kuss war feurig, unerbittlich und blutig. An Zhe konnte überhaupt nicht atmen. Er drehte den Kopf weg, wurde dann aber wieder
zurück gezwungen.
Noch vor wenigen Augenblicken war er traurig wegen Lu Feng
gewesen, aber jetzt zitterte er am ganzen Körper vor Wut, und seine Hyphen
breiteten sich in großen Klumpen aus. Da ihm nur noch ein instinktiver
Widerstand blieb, wollte er Lu Feng vollständig bändigen.
Doch plötzlich verschwamm sein Blick, und eine Vision
erschien vor ihm.
Eine Gestalt fiel vor ihm um, und sein Herz krampfte
sich plötzlich zusammen. Er fing ihn auf und hielt ihn fest in seinen Armen:
„An Zhe?“
Plötzlich erkannte An Zhe, dass es sich um ein
Fragment von Lu Fengs Erinnerungen handelte. Er hatte Lu Fengs Blut getrunken,
also würde er einige Dinge von Lu Feng erwerben.
Was sich gerade ereignet hatte, war die Szene von
vorhin, in der er ohnmächtig geworden war.
„An Zhe?“, Lu Feng rief seinen Namen mehrere Male
hintereinander. Aber,... die Person in seinen Armen reagierte nicht; sie
runzelte nur die Stirn und zitterte am ganzen Körper, als würde sie großes Leid
ertragen.
Warum er plötzlich so wurde, wusste Lu Feng nicht. Er konnte ihn nur festhalten.
Er schien plötzlich am Rande des Todes zu stehen -
genau wie diese unbeständige Welt.
Benommen erlebte An Zhe die Gefühle dieses
Augenblicks. Genau hier überschnitten sich seine Gefühle mit denen von Lu Feng.
Lu Feng hatte Angst.
Er hatte tatsächlich Angst.
Wovor hatte er Angst?
Er hatte Angst, diese Person in seinen Armen zu
verlieren, als ob... als würde er alles verlieren, wenn er ihn verlor.
An Zhe begann heftig zu zittern.
Dieser Mann...
Warum konnte er so gut zu ihm sein und ihn
gleichzeitig so fies behandeln?
Die Kraft, die auf seine Schulter ausgeübt wurde, ließ
ihn kurz aus der Vision erwachen, und sein Bewusstsein war in zwei Hälften
geteilt. Eine Hälfte von ihm wurde weiterhin von Lu Feng geküsst, als ob es
eine Strafe sein sollte, während die andere Hälfte in die Erinnerungen an die
Vergangenheit eingetaucht war und erlebte, wie dieser Mann ihn in seinen Armen
hielt und immer wieder seinen Namen rief.
Aber er konnte nicht geweckt werden. Er sah so
traurig, fügsam und zerbrechlich aus, und doch ertrug er so großes Leid.
Lu Feng wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn,
und in dieser Handlung ergriff der Mann in seinen Armen unbewusst Lu Fengs
Handgelenk wie ein Ertrinkender, der sich an einen Strohhalm klammerte. Was hatte Lu Feng in diesem Moment wohl gedacht?
Er dachte: Ich kann an seiner Stelle leiden, ich
kann alles tun, nur solange er wieder aufwacht.
An Zhe schloss die Augen. Er wehrte sich immer noch,
aber mit weniger Kraft als zuvor - als hätte er augenblicklich den Mut
verloren. Am Ende konnte er nur allen Widerstand aufgeben und Lu Feng seine
Lippen und seinen Geist überlassen, einfach alles.
Es war wie ein endloser Krieg.
Inmitten dieser endlosen Pattsituation waren diese
intensiven Gefühle einfach herausgebrochen.
Als er endlich befreit war, lehnte er sich an Lu Fengs
Brust und hatte keine Lust, etwas zu sagen.
Und Lu Feng hielt ihn, ebenfalls schweigend.
Die leere Zeitspanne zog sich ins Unendliche. In
erster Linie, gab es nicht viel zu sagen zwischen einem Schiedsrichter und einem Xenogenic.
In dem langen Schweigen ergriff Lu Feng plötzlich das
Wort. Er fragte: „Wie hast du dich in einen Menschen verwandelt?“
„Wegen An Ze“, sagte An Zhe.
Er lehnte sich in die Arme von Lu Feng, die beiden
waren nun gegenseitig mit sich völlig im reinen. Dieser impulsive Kuss hatte dem jeweils
anderen alles von einem selbst gezeigt.
An Zhe hatte also nichts mehr zu verbergen.
In Wirklichkeit war er kein Xenogenic.
Er war sehr nutzlos und nicht in der Lage, jemanden zu
infizieren.
Er war eigentlich ein Pilz, der von einem Menschen
infiziert worden war.
Lu Feng betrachtete seine Hyphen. Die schneeweißen
Hyphen waren immer noch mit Blut befleckt, das beim Biss von An Zhe von ihnen
aufgesaugt worden war. Es stellte sich heraus, dass dieser kleine Pilz, wenn er wütend wurde, auch sehr wild werden konnte.
Das Blut verschwand nach und nach, während es von den
Hyphen absorbiert wurde.
An Zhe schaute auf dieselbe Stelle.
Plötzlich sagte er: „Du solltest einfach sterben.“
Lu Feng hielt seine Finger fest umklammert und fragte:
„Warum?“
„Dann werde ich auf deinem Körper wachsen“, sagte An
Zhe ausdruckslos, „und all dein Blut, deine Organe und dein Fleisch fressen und
dann wachse ich auf deinen Knochen.“
Mit der anderen Hand griff Lu Feng langsam nach An
Zhes Handgelenk, und seine Fingerspitzen glitten über die weiße Haut und
hinterließen einen blassroten Fleck. Es war, als hätte er einen weißen Pilz
beschädigt, der nach dem Regen aufgetaucht war, und dessen Säfte nun herausflossen. Er fragte mit leiser Stimme: „Weißt du
überhaupt, was du da sagst?“
An Zhe schüttelte den Kopf, ein Kloß bildete sich in
seiner Kehle. Mit tränengefüllten Augen sah er zur Zimmerdecke hinauf, die mit
tiefgrünen Schimmelspuren bedeckt war und auf den verzerrt zerflossenen
Kronleuchter. Der starke Wind hatte das Fenster zerbrochen, und durch einen
länglichen Spalt strömte Regen ein, begleitet von dem klagenden Flüstern des
Windes.
Er dachte, dass er auch nicht wusste, wie er seine
Gefühle definieren sollte, aber wenn er friedlich mit Lu Feng zusammenbleiben
wollte, gab es wirklich keinen anderen Weg, als zu gehen.
So blickte er hinaus in den unerreichbaren Himmel.
Lu Feng sagte: „Du weinst schon wieder.“
An Zhe drehte seinen Kopf zurück und sah Lu Feng an.
In diesem Winkel musste er seinen Kopf leicht nach hinten neigen.
So trafen sich ihre Blicke.
Aus irgendeinem Grund lächelte An Zhe wieder, als er
Lu Feng ansah. Seine Lippen waren leicht gerötet, und die Ecken seiner schönen Augen waren noch feucht.
Also lächelte auch Lu Feng.
Er hielt das Gesicht von An Zhe in seinen Händen: „...
So albern.“
An Zhe schaute ihn nur an. Nach einer sehr langen Zeit
fragte er: „Ist die Basis bereits dabei, dich zu holen?“
Lu Feng sagte: „Ja.“
An Zhe sagte nichts. Lu Feng fragte: „Magst du die
Basis?“
Kaum war das Wort 'Basis' ausgesprochen, breitete sich
der Schmerz des Stromschlags wieder in An Zhes Körper aus. Er begann zu zittern
und drängte sich näher in Lu Feng.
Lu Feng fing ihn auf und streichelte ihm sanft über
den Rücken.
„Es tut mir leid.“
An Zhe schüttelte den Kopf.
Erst nach drei Minuten hatte sich An Zhe wieder
beruhigt. Er neigte den Kopf zurück, um Lu Feng anzusehen, und hielt seine Hand
fest umschlossen.
Er scheint auf etwas zu warten, dachte Lu Feng.
Er hatte diesen Gedanken und handelte danach. Als wäre
er von etwas besessen, beugte Lu Feng sich leicht vor und küsste An Zhe erneut.
Keine heftigen Bewegungen, kein Widerstand, nur ein tiefer und ruhiger Kuss. An
Zhes weiche Lippen wehrten sich nicht mehr. Während der Pause, in der sie
verschnauften, sah Lu Feng ihn an - leise keuchend, mit leicht gesenkten
Wimpern mit den schimmernden Tröpfchen
der Tränen, die Hände sanft auf seinen Schultern ruhend.
Es war ein zaghaftes Einschmeicheln, eine sanfte
Unschuld, so rein, dass sie an Mitleid grenzte. In diesem Mitgefühl lag Göttlichkeit;
es war wie das Almosen eines Geistes, und gerade jetzt verlangte er alles.
Aber er weinte immer noch.
Lu Feng küsste seine Tränen weg, als könne er damit
alle Sorgen und Kummer zwischen ihnen auslöschen.
Als sie fertig waren, hatte der Regen draußen
allmählich aufgehört und der Abendhimmel erstrahlte in einem trüben, fahlen Licht.
An Zhe kniete auf dem Bett, seine Finger zitterten, als er Lu Feng festhielt
und ihn langsam, ganz langsam, flach auf das Bett legte. Lu Fengs Augen waren geschlossen, denn er war eingeschlafen.
Sein Atem war gleichmäßig, und jetzt konnte ihn nichts
mehr wecken. Dies zu erreichen war sehr einfach; An Zhe brauchte während des
Kusses nur einen Teil seiner Zungenspitze in weiche Hyphen zu verwandeln. Nicht
einmal der Oberst konnte das merken.
Der schlafende Lu Feng konnte ihn nicht erwischen. Er
konnte ihm nichts antun. An Zhe lächelte. In der Tat hatte Lu Feng ihm nie
etwas antun können, wurde ihm plötzlich klar.
Zu gehen oder zu bleiben - Das musste er selbst
entscheiden.
Plötzlich –
An Zhe wurde schwarz vor Augen, und ein heftiger
Schmerz durchfuhr ihn. Die letzte Hyphe war gebrochen.
Etwas wurde abgetrennt, wie ein Mensch, der einen Arm
oder ein Auge verliert – aber nein, es waren nicht diese trivialen Dinge. Die
Existenz der Spore war viel wichtiger als Gliedmaßen oder Organe.
Sein Körper wurde plötzlich leer. Es war eine tiefere
und hohlere Leere im Vergleich zum Verlust der unreifen Spore. Wie eine Pause in einem
Musikstück war seine Verbindung zur Welt abrupt unterbrochen worden. Das
Wichtigste war weg, und er hatte nur noch einen gebrochenen und schwindenden
Körper.
Ein Körper.
An Zhe war plötzlich fassungslos.
In diesem Moment war er sich sicher, dass er das
Schicksal wie einen Teufel in sein Ohr flüstern hörte.
Er blickte ausdruckslos nach vorne und hob zittrig die
Hand. Bis zu diesem Moment hatte er geglaubt, er hätte noch eine Wahl gehabt.
Er dachte wirklich, er könne wählen.
Aber als es passierte, stellte er fest, dass er nie
den Spielraum gehabt hatte zu wählen. Er war völlig verblüfft.
Die Spore schwamm aus seinem Körper und er hielt sie
in der Hand. An Zhe sah das kleine weiße Ding ausdruckslos an und zwang sich
schließlich zu einem Lächeln.
„... Es tut mir leid“, sagte er, „Was...Was soll ich
tun? Willst du mit mir kommen? Ich kann dich vielleicht nicht... aufziehen.“
Die Hyphen der Spore rieben nur an seinen Fingern. An
Zhe wusste, dass sie ihn nicht verstehen konnte. Doch im nächsten Moment
begannen die Hyphen der Spore sich auf einmal langsam in eine bestimmte
Richtung zu bewegen. Sie verließen An Zhes Finger, fielen nach unten, bis sie
auf der Oberfläche von Lu Fengs schwarzer Uniform landeten und dann weiter nach vorne krochen.
An Zhe beobachtete diesen Anblick. Es war nicht das
erste Mal, dass die Spore eine solche Aktion durchführte. Lächelnd fragte er:
„Warum magst du ihn so sehr?“
Die Spore ließ ihre Hyhen innehalten und rieb sich
wieder an seinen Fingern. Sie konnte nicht sprechen.
An Zhe seufzte leise und setzte sie auf Lu Feng.
Nachdem sie abgesetzt worden war, krabbelte sie mit
ihren neugeborenen, weichen Hyphen zu Lu Fengs Brust und wühlte sich spontan in
seine Brusttasche hinein. Sie war offensichtlich so glücklich, als hätte sie es sich schon so lange gewünscht. An Zhe beobachtete diesen Anblick. So wie er nicht verstand, warum die Spore so
nahe an Lu Feng sein wollte, verstand er auch nicht, warum die Dinge plötzlich
diesen Punkt erreicht hatten. Aus dem Rucksack nahm er ein Blatt Papier heraus. Er legte sich auf den Bauch
vor dem Teetisch und schrieb eine Reihe von Worten auf das Papier.
Sie ist nun voll
ausgereift, im Gegensatz zu früher. Bring sie einfach an einen Ort, der immer
feucht ist und sie wird sehr schnell wachsen. Sie braucht viel Wasser und hat
Angst vor Nagetieren und Käfern.
Wenn du sie erforschen willst, dann tu ihr bitte nicht zu sehr weh und lass sie
nicht sterben. Danke, dass du dich immer um mich gekümmert hast.
„Ich werde jetzt gehen.“
Nachdem er den Zettel beiseite gelegt hatte, griff er
in Lu Fengs andere Brusttasche, holte die Flasche mit dem Spürmittel heraus und
schraubte sie auf.
Die blassgrüne Flüssigkeit floss heraus und rann durch
die Ritzen des Holzbodens.
KLIRR
Schließlich ließ er los – und mit einem deutlichen
Geräusch zerbrach die Flasche auf den Boden.
Als hätte er eine der wichtigsten Entscheidungen
seines Lebens getroffen, griff er nach dem Abzeichen auf Lu Fengs Brust und
steckte es in seine eigene Tasche.
Schließlich hob er den Rucksack auf, der auf der Seite
lag. Er warf
einen letzten Blick auf Lu Feng, dann verließ er den Raum. Als Xi Bei ihm nachsah, fragte er: „Was machst du da?“
An Zhe sagte: „Ich gehe nach draußen und sehe mir die
Situation an.“
„Okay“, Xi Bei sah aus, als hätte er sich ein wenig
beruhigt, „Pass auf dich auf.“
An Zhe nickte: „Okay.“
Er stieß die rostige Sicherheitstür des Zimmers auf
und ging einen Schritt nach draußen. In diesem Moment blickte er zurück in den
Raum, und sein Blick ging an dem Skelett auf dem Sofa vorbei und erreichte die
Tür, hinter der Lu Feng lag.
Diese blasse Tür schien irgendwie eine stille
Anziehungskraft auszuüben. Wenn es möglich wäre, - wenn es nur irgendwie
möglich wäre - und wenn er keine Sorgen hätte, dann wäre er auch gerne bei Lu
Feng geblieben, genau wie die Spore, aber er konnte nicht. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, ging er die Treppe hinauf. Die Treppe war
so hoch und sein Körper schien wieder seine ganze Kraft verloren zu haben. Erst
nach langem Steigen erreichte er das oberste Stockwerk. Den Öffnungen ganz oben folgend kam An Zhe
auf dem Dach an.
Nach dem Regenschauer war die Atmosphäre draußen
beängstigend kalt.
In den wenigen Tagen, in denen das künstliche
Magnetfeld verschwunden und die Atmosphäre dünner geworden war, hatte er, als
er noch im Leuchtturm gewesen war, gehört, dass die Wissenschaftler
vorhersagten, dass das Wetter in diesem Jahr extrem ungewöhnlich sein würde und
dass der Winter mindestens drei Monate früher kommen würde.
Und auch der Winter seines Lebens stand vor der Tür.
In dem Moment, in dem die Spore reifte, blitzten die
Anweisungen seiner Lebensinstinkte vor ihm auf, und er nahm die geheimnisvollen
Anweisungen zur Kenntnis.
So wie er den Pilz, der ihn zur Reife gebracht hatte,
nie wieder gesehen hatte, war er dazu bestimmt, seine eigene Spore zu schützen,
damit sie sicher heranwachsen konnte.
Hier draußen war es zu trocken, und jeden Moment
konnte ein zu heftiger Wind wehen, und
Monster lagen hier auf der Lauer. Selbst im Abgrund, der frei von Monstern der
Nagetier- und Gliederfüßerklasse war, konnte seine Spore ungewollt von riesigen
Monstern zertrampelt oder von Konflikten heimgesucht werden. Unerwarteterweise
konnte er im letzten Moment nur noch an Lu Feng glauben.
Denn er, An Zhe, lag im Sterben.
Die Lebensspanne eines Pilzes war nicht sehr lang. Er
war unter den Pilzen sicherlich einer der herausragendsten. Jeder hatte seine eigene Mission. Sobald er diese erfüllt hatte, hatte er den Zweck
des Lebens erfüllt. Für einen Pilz war die Aufzucht seiner Spore bis zur Reife
seine einzige Aufgabe.
In dem kalten Wind zitterte An Zhe leicht, und er
umarmte sich selbst. Ohne es zu spüren, schwankte sein Körper. Er hatte schon
einmal tote Pilze gesehen - wenn die Sporen abfielen, bröckelte die Kappe
allmählich ab und rollte sich zusammen, dann schrumpfte und verwelkte sie, und schließlich verschmolzen alle Gewebeteile -
der Stiel, die Hyphen, die Wurzeln im Boden - zu einer Lache aus tintenfarbener
Flüssigkeit und diese wurde dann von den anderen Dingen im Boden verzehrt.
Nun war auch er im Begriff, diesen Prozess zu erleben,
den er schon unzählige Male erlebt hatte. Er wusste nicht, wie lange dieser
Prozess bei ihm dauern würde, aber es würde definitiv sehr schnell gehen, und
noch bevor die Menschheit vollständig ausgestorben war. Bevor er gegangen war, hatte er tatsächlich mit Lu Feng zur
Basis zurückkehren wollen, egal, was ihm dort als Nächstes begegnet wäre.
Er dachte jedoch, dass er Lu Feng einfach in dem
Glauben lassen sollte, dass er in der Wildnis lebte. Der Schiedsrichter hatte
schon viel zu viele Tode mit eigenen Augen miterlebt.
Auf dem Dach befand sich ein verwahrloster Garten. Mit
angezogenen Knien saß er hinter einem Blumenbeet und schaute nach Osten, um das
Ende der Nacht und den Aufgang der Sonne zu beobachten. Dieser Ort dürfte nicht
allzu weit von der Basis entfernt sein - es war nur die Entfernung, die eine
Biene in einem Tagesflug zurücklegen konnte.
Und tatsächlich, genau wie er es erwartet hatte: Als
das Sonnenlicht durch den dünnen Morgennebel drang und die Stadt erhellte,
hielten die gepanzerten Fahrzeuge der Menschen auf dem öffentlichen Platz vor
der Wohnanlage. Lu Feng musste sie bereits über die Situation hier informiert
haben - Sie hatten ausreichend schwere Waffen dabei und brauchten bis zu einem
gewissen Grad keine Angriffe von Monstern zu befürchten. Es war sicher.
Dieser riesige Adler kreiste am Himmel und beäugte sie
begehrlich, aber er wagte es nicht, sich ihnen weiter zu nähern. Graue Wolken, riesige Adler, ausgedehnte Ruinen von Städten und Autokolonnen
von gepanzerten Fahrzeugen schienen Dinge zu sein, die nur in Träumen vorkamen.
Das Geräusch des Windes setzte wieder ein.
An Zhe sah, wie die Gestalten von Lu Feng und Xi Bei
aus dem Gebäude gingen und nach einer einfachen Interaktion mit dem Militär in
die Fahrzeuge stiegen - An Zhe erahnte die Gestalt des Arztes. Nachdem sich die
Fahrzeugtüren geschlossen hatten, fuhr die Wagenkolonne sofort los und verließ
die verfallenen Ruinen. Würde Lu Feng, wenn er wegfuhr, noch einmal zurückblicken und durch das
Fenster auf diese Stadt schauen? Er würde es nicht wissen.
Der Ort, an den er zurückkehren sollte, war der Abgrund. Er musste zu dieser Höhle zurückkehren und die weißen Knochen von
An Ze finden.
Alles begann dort, und alles würde auch dort enden.
Im Angesicht all dessen, was zum Aussterben bestimmt
war, hatte Lu Feng das Schicksal von Lu Feng zu tragen, und er hatte sein
eigenes Schicksal.
Und nun war alles vorbei.
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