25.
"EINE LEUCHTENDE MILCHSTRASSE"
AN ZHE sah hilflos zu, wie seine
Spore ihre Hyphen ausstreckte und Lu Feng durch das Glas berührte.
Als Lu Feng seine Hand wegnahm, hingen die Hyphen sogar herab, und
sahen dadurch so aus, als würden sie diesen Verlust betrauern.
Als An Zhe sah, wie sich seine Spore verhielt, fühlte er sich auch ein wenig betrübt, so als ob er es gerade selbst erlebt hätte. Als Lu Feng seine Hand gehoben hatte, da hatte An Zhe nicht gewollt, dass er seiner Spore zu nahe kam.
An Zhe wollte wirklich nicht, dass er sich der Spore näherte, aber als der Mann die Glasscheibe losgelassen hatte, da wollte An Zhe, dass er noch ein wenig länger blieb.
In dieser kurzen Sekunde schaltete die Kamera auf einen Forscher in einem weißen Kittel, der sagte, dass die Probe eine noch nie da-gewesene Trägheit gegenüber Infektionen und Mutationen zeigte.
„Nach vier Monaten Analyse und Forschung haben wir bereits festgestellt, dass die Extrakte der Probe keine Organismen infizieren können. Ebenso, wenn wir die Probe mit Extrakten aus mutierten Organismen infiziert haben, haben wir keinerlei Veränderungen in ihrer Zusammensetzung festgestellt“, so der Forscher, „Der Leuchtturm glaubt, dass dies unser Durchbruch bei der Überwindung von Mutationen sein könnte.“
An Zhe ergriff den Griff der Thermoskanne. Der Mensch sagte, dass seine Spore der Durchbruch zur Überwindung von Mutationen sei, was bedeutete, dass die Spore unter starker Bewachung stand.
Schließlich fasste der Nachrichtensprecher die Nachrichten in einem sehr optimistischen Ton zusammen, sagte, dass die Zukunft der Basis rosig sei, und bedankte sich bei den Forschern für ihre Bemühungen.
Nach dem Ende der Nachrichten folgte die Wettervorhersage.
Nach den Beobachtungen des Leuchtturms wurde für die Region, in der sich die Basis befand, innerhalb der nächsten drei Tage ein beträchtlicher Temperaturanstieg erwartet, und es wurden alle Bereiche - insbesondere die Labore des Leuchtturms und die Pflanzenzuchtbasis des Garten Eden darauf hingewiesen, darauf zu reagieren.
An Zhe war nicht in der Stimmung, weiter zuzuhören. Er verließ die Wohnung und stieg kurz darauf in ein Shuttle. Auf dem Weg dorthin dachte er darüber nach, wie genau er an seine Spore herankommen sollte – doch zuerst musste er den genauen Standort des Labors herausfinden und dann die Arbeitsweise der Forscher beobachten. Unter normalen Umständen blieben die Forscher nicht rund um die Uhr im Labor. Wenn er das Labor durch die Lüftungsrohre betreten könnte, wenn niemand da war, dann sollte er in der Lage sein, seine Spore wieder in sich aufnehmen zu können.
Dann könnte er einen Weg finden, die menschliche Basis zu verlassen und zum Abgrund zurückkehren.
Wenn die experimentelle Probe gestohlen wurde, würden die Menschen sie bis zum Ende jagen. Aber abgesehen von einer Flucht schien er sonst keine anderen Möglichkeiten mehr zu haben. Bei diesem Gedanken drehte An Zhe seinen Kopf und betrachtete die Stadt mit ihren nächtlichen Lichtern durch das Glas des Shuttles. Die Aurora war bereits aufgegangen, ihr grünes Licht schwankte am Nachthimmel und veränderte sich rasch, genauso wie der Fluss der Zeit.
Die Durchsage ertönte. Er hatte die Zwillingstürme erreicht. An Zhe stieg aus, die Thermoskanne im Arm, dann zog er Lu Fengs ID-Karte durch den Kartenleser durch, um die Tür zu öffnen, betrat die Halle und ging die Treppe hinauf. In dem silbernen Korridor war jedes Labor hell erleuchtet. Verschiedene Instrumente gaben Geräusche von sich, wie ein stetiges hin und her, auf und ab. Er fand das Labor des Arztes, aber nur Doktor Ji und sein Assistent waren drinnen.
„Da bist du ja wieder“, der Arzt hob den Kopf und sah An Zhe an, „Lu Feng wird später zurückkommen.“
„In Ordnung“, An Zhe stellte die Thermoskanne auf die Werkbank, schraubte sie auf und befüllte eine Schale für den Arzt. Die Isoliervorrichtung funktionierte sehr gut. Die Suppe war kochend heiß und mit dem aufsteigenden Dampf füllte sich die Luft des Labors mit dem Duft der Suppe.
„Mein Gott“, der Arzt nahm die Schüssel entgegen, die An Zhe ihm überreichte, „Du bist wunderbar.“
An Zhe lächelte.
„Isst du nichts?“, fragte der Arzt.
„Ich werde warten, bis er zurückkommt“, antwortete An Zhe.
Der Arzt schnalzte mit der Zunge.
„Ich werde nicht auf ihn warten“, sagte der Arzt und schaute den Assistenten an, „Drehen Sie den Clip weiter.“
Der Assistent antwortete: „In Ordnung.“
An Zhe blickte auf die Computerbildschirme vor dem Arzt. Der Bildschirm zeigte in der Mitte ein Fenster, das Aufnahmen von Si Nan zeigte. Unter diesem war ein weiteres Fenster, das teilweise verdeckt war, aber eine Mailingliste war sichtbar. Der Arzt hatte je eine E-Mail an die Empfänger 'Unterirdische Stadtbasis' und 'Forschungsinstitut' geschickt.
Sein Blick richtete sich wieder auf Si Nan in den Aufnahmen, die graue Biene. Lily plauderte ziellos mit ihm, und in der letzten Sekunde fragte sie sogar: „Möchtest du Honig?“, woraufhin prompt die Frage folgte: „Macht es mehr Spaß, ein Mensch oder eine Biene zu sein?“
Er sagte: „Es ist größer geworden.“
Außerdem war es eine sehr leicht nachweisbare Größenzunahme.
Der Arzt aß ein Stück Huhn und schaute mit zusammen-gekniffenen Augen auf den Bildschirm: „In der Tat.“
Der Assistent meldete sich zu Wort: „Eine Zunahme von zehn Kilogramm.“
„Was hat es gegessen?“, fragte der Arzt.
„Es hat keine Nahrung zu sich genommen“, beantwortete der Assistent seine Frage.
Der Arzt sagte: „Ist das schon wieder so? Ich hätte beim Essen nicht an diese Frage denken sollen. Bis gerade eben war ich noch sehr glücklich.“
An Zhe fragte ihn: „Was ist denn los?“
„Die Veränderung und das Wachstum der Xenogenics verstößt nicht nur gegen die bestehende Definition der Biologie, sondern stellt auch immer das Gesetz der Energieerhaltung in Frage“, der Arzt blickte zu Si Nan, „Organismen nehmen Energie aus der Außenwelt auf und wandeln sie in sich selbst um. Aber wenn Menschen sich verwandeln, kann sich ihr Körper um das Zehnfache vergrößern, und auch die Muskelmasse ist um ein Vielfaches höher als beim normalen Menschen. Woher kommt diese Energie? In einer Petrischale könnte menschliches Fleisch nicht so viel liefern. Diese Energie ist praktisch aus dünner Luft gemacht.“
An Zhe sagte nichts. Er hatte dieses Wissen nicht, aber die Kreaturen im Abgrund waren tatsächlich alle sehr massiv.
„Macht nichts“, sagte der Arzt mit einem Seufzer, „Das völlige Versagen unseres Wissensrahmens ist ja nichts Neues.“
Er fuhr fort, die Schale mit der köstlichen Pilzsuppe zu verzehren, aber sein Blick war immer noch auf den Bildschirm gerichtet. Als er fast ausgetrunken hatte, fragte An Zhe: „Wollen Sie noch mehr?“
Der Arzt antwortete nicht. An Zhe schaute ihm in die Augen und stellte fest, dass er unablässig auf den Bildschirm starrte.
„Wiederholen Sie das bitte“, sagte der Doktor.
Der Assistent spielte das Video von vor einer Minute erneut ab.
Lily, die vom Reden bereits erschöpft war, lehnte an der Glaswand: „Flieg nicht mehr gegen die Glaswand, dass tut sehr weh“, dann fügte sie hinzu, „Obwohl es mich sehr müde macht, ständig zu reden, macht mir der Leuchtturm mehr Spaß als der Garten Eden.“
In diesem Moment erlangte Si Nan für einen kurzen Moment seine Klarheit wieder, und sein mit Flaum und Stacheln bedecktes Mundwerkzeug klopfte sanft an das Glas.
„Du bist wach“, sagte Lily.
Die sanft zitternden Mundwerkzeuge klopften noch ein paar Mal gegen die Scheibe.
Der Arzt runzelte die Stirn: „Halbe Geschwindigkeit, spielen Sie es noch einmal ab.“
Das Bild wurde vergrößert und die Geschwindigkeit verringert und alle konzentrierten sich auf die Bewegungen der Biene, die gegen das Glas klopfte.
„Die Intervalle des ersten und zweiten Klopfens sind gleich, nach einer langen Pause wird erneut geklopft, und dann wieder eine lange Pause gemacht“, der Arzt nahm ein Notizbuch heraus und machte schnell ein paar Notizen mit einem Kugelschreiber, „Dieses Mal gab es nach der Pause drei aufeinanderfolgende Klopfzeichen mit dem gleichen Abstand.“
Während er sprach, notierte er auf dem Papier die Zahlen 2, 1 und 3.
Nachdem der Abschnitt des Filmmaterials zu Ende gespielt wurde, sagte der Arzt: „Das nächste aufgezeichnete Segment, als er bei klarem Verstand war.“
Der Assistent begann, das Timing des Videos einzustellen. Er sah aus, als wäre er der Schüler des Arztes: „Haben Sie den Verdacht, dass er über die Abhörfrequenz eine Nachricht sendet?“
Der Arzt sprach nachdenklich: „Das wäre absolut nicht normal... er ist doch nur ein sechsjähriges Kind.“
Er sah An Zhe an: „Was behandelt ihr in eurem Mathematik- und Logikunterricht?“
An Zhe sagte: „Arithmetik, Geometrie und logisches Denken.“
„Erzählt ihr ihnen auch außerhalb des Unterrichts Geschichten?“, fragte der Doktor, „Zum Beispiel über Radiocodes, Morsezeichen oder dergleichen?“
Dann hielt er kurz inne, schüttelte den Kopf und sagte dann: „Nein, das kann auch nicht stimmen. Er ist nicht in der Klasse A, also hat er auch keinen so hohen IQ.“
An Zhe erwiderte: „Er hat volle Punktzahl in all seinen Tests. Dass er nicht in die Klasse A kam, lag an psychologischen Faktoren.“
Der Arzt nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte und begann, sich das nächste Video anzusehen. In diesem Abschnitt des Film-materials war ein Zeitraum, in dem Si Nan sehr kurz bei klarem Verstand war. Er tippte schnell zweimal, das Intervall war anders als zuvor.
Der Arzt zeichnete zwei sehr eng beieinander liegende Punkte auf das Papier: „Nächster Abschnitt.“
Im nächsten Abschnitt klopfte Si Nan innerhalb derselben Zeitspanne siebenmal an die Glaswand.
Dann der nächste Abschnitt - in diesem aufgezeichneten Abschnitt war er ganze fünf Sekunden lang klar. In der ersten Hälfte der Aufzeichnung entsprach sein Verhalten überraschenderweise dem des ersten Segments des Filmmaterials. Zwei Klopfzeichen, ein Klopfzeichen, drei Klopfzeichen. Nach dem dritten Tippen hielt er eine Zeitspanne inne und tippte dann unmittelbar danach zweimal schnell. Dieser Teil des Filmmaterials war wie ein Amalgam aus dem ersten und zweiten Teil.
Der Arzt machte sich Notizen in seinem Buch und die Videos liefen weiter. Im fünften Segment des Filmmaterials tippte er erneut wieder gleichmäßig siebenmal hintereinander. Danach folgte in allen weiteren Teilen der Aufnahmen diese Wiederholung des Klopfens, bis es fünf Uhr war und Lily vom Personal des Gartens Eden zurückgeholt wurde.
Der Arzt notierte eine Reihe von Zahlen.
2, 1, 3, 1, 1, 7, 2, 1, 3, 1, 1, 7, 2......
Der Assistent sagte: „Wollen Sie jemanden holen, der sich mit Mathematik auskennt, um es zu entschlüsseln?“
„Nicht nötig“, sagte der Arzt, „Die Nachricht, die er übermitteln will, ist sehr kurz, also wird es nicht allzu schwierig sein ... Lassen Sie mich nachdenken.“
An Zhe runzelte die Stirn, als er die Zahlenreihe betrachtete.
Die Menschen kommunizierten über die Sprache, also wusste er nicht, wie die Zahlen die Funktion der Nachrichtenübermittlung übernehmen sollten, es sei denn, es handelte sich um Buchstaben.
„2, 1, 3...“, die tief gefurchten Brauen des Arztes schienen sich ein wenig zu entspannen.
An Zhe zögerte eine Weile, bevor er sagte: „Bedeutet das B, A, C?“
„Das Alphabet!“, der Arzt kritzelte die Buchstaben 'bac' auf ein Blatt. An Zhe sah sich die Aufnahme von vorhin an.
Nach 2, 1 und 3 klopfte Si Nan zweimal hintereinander, also hätte es 'bacaa' heißen müssen. Der sechste Schlag bestand aus sieben Schlägen und die Zahl 7 entsprach dem Buchstaben 'g'.
In Übereinstimmung mit An Zhes Gedanken schrieb der Arzt die sechs Buchstaben 'bacaag' auf, unterstrich dann aber die aufeinanderfolgenden 'A's'.
Der Assistent sagte: „Der Abstand zwischen diesen beiden Klopfen ist sehr kurz. Als sei es ein anderer Ausdruck der Sprache.“
„Elf“, rief der Arzt plötzlich auf, „Zwei kurze Klopfzeichen stehen nicht für zweimal eins, sondern für die Doppelziffer 11!“
Der Buchstabe, der der 11 entsprach, war das 'k', also wurde die Buchstabenfolge zu 'backg'.
Der Arzt fragte: „Wie war seine Bewertung in Englisch?“
„Auch hier volle Punktzahl“, berichtete An Zhe.
Die Fremdsprachen machten fast die Hälfte der Inhalte der Sprach- und Literaturkurse aus. Wenn diese Kinder nach dem Erwachsenwerden in den Leuchtturm eintreten würden, würde das Nachschlagen in den Dokumenten der menschlichen Zivilisation ein sehr hohes Maß an sprachlicher Kompetenz erfordern.
„'Backg'... 'Back'... 'Zurück'“, der Doktor murmelte leise die Wörter, rückte dann den Buchstaben 'g' nach ganz vorne und kniff die Augen zusammen, „'Go back'... 'Geh zurück'..., ein sehr prägnanter Ausdruck. In anderen Sprachen wäre es nicht so kurz. Außerdem ...“
Der Assistent sagte: „Außerdem liegt es im Bereich von Lilys Verständnis. Wenn sie in der Lage ist, es zu bemerken, wird sie es verstehen.“
Der Arzt nickte: „Er will, dass sie zurückgeht. Was hat das zu bedeuten?“
Die Videos wurden weiter abgespielt. Lily sagte lustlos zu Si Nan, der sich wild gegen die Scheibe warf und herumflog: „Der Arzt hat gesagt, dass es in der Basis jetzt sehr gefährlich ist. Du musst uns helfen, sonst werden wir alle zu Monstern. Das macht mir Angst.“
Der Assistent murmelte: „Wenn sie sehr gute Freunde sind, bedeutet das vielleicht, dass der Garten Eden ein sicherer Ort ist, und er weiß das oder sagt es voraus, dass die Außenwelt sehr gefährlich ist, also will er, dass sie zurückgeht.“
„Aber genau in diesem Garten Eden wurde dieser Junge infiziert und in einen Xenogenic verwandelt“, der Doktor dachte eine Weile nach, „Könnte er damit sagen wollen, dass der erste Xenogenic im Garten Eden auftauchte, damit dann das Unter-suchungszentrum des Gerichts dorthin verlegt wird, so dass es sich in Wahrheit woanders aufhält und das Ganze also eine Scheinstrategie ist?“
„Wollen Sie eine Sitzung abhalten und das besprechen?“, fragte der Assistent.
Der Arzt warf einen Blick auf die Labortür: „Wie kommt es eigentlich, dass Lu Feng immer noch nicht zurückgekehrt ist?“
Er nahm den Kommunikator in die Hand und wählte, aber ein Besetzt-Ton kam von der anderen Seite. Der Assistent meinte: „Vielleicht wird das Signal im Labor gestört.“
An Zhe nutzte die Gelegenheit geschickt aus, um zu fragen: „Was wollte er denn machen?“
„Dasselbe Projekt von heute Nachmittag“, sagte der Arzt, „Sie glauben, dass der Oberst das Wachstum einer Probe vorantreiben kann, und haben darauf bestanden, dass er dorthin geht und auf sie aufpasst.“
An Zhe sagte ohne zu zögern: „Ich kann ihn suchen gehen.“
Lächelnd schaute der Arzt ihn an: „Ihr beide habt wirklich ein gutes Verhältnis miteinander. Das ist auch gut so. Hol ihn zurück und dann esst ihr erst einmal etwas zu Abend. Die Sicherheitsbedingungen dieses Labors sind sehr hoch und daher befindet es sich in einem höheren Stockwerk im Gebäudeteil des Zentrum der Vereinigten Front neben dem Leuchtturm. Nimm den Aufzug in den dreizehnten Stock, überquere dort die Korridorbrücke und suche dann nach Raum D1344.“
„In Ordnung“, antwortete An Zhe.
Er drehte sich um und verließ das Labor - es war offensichtlich, dass Lu Feng jetzt wieder bei seiner Spore war, und wahrscheinlich war diese Person ganz in der Nähe des Glastanks oder hielt wieder einmal seine Hand gegen die Scheibe, um mit der Spore Berührungsspiele zu spielen.
Er wusste nicht, warum so etwas passierte, aber er glaubte ganz sicher nicht an den Unsinn 'Lu Feng fördert das Wachstum der Spore'. Als die Spore weggenommen wurde, hatte sie noch nicht den Reifepunkt erreicht, an dem sie von selbst weiterwachsen konnte. Sie würde nur wachsen, wenn sie sich entweder in seinem Körper oder in seiner Nähe befand.
Der Aufzug kam an und darin befanden sich zwei Personen. Sie waren Forscher und diskutierten über das aktuelle Wetter: „Ein Temperaturanstieg nach den starken Winden. Das letzte Wetter war sehr extrem.“
„Der Sommer ist nun da, also gilt dieser Wetterumschwung als normal. Im Vergleich zum Temperaturanstieg hat die Basis mehr Angst vor Temperaturabfällen.“
„Das ist wohl wahr.“
„Aber ich habe gehört, das liegt an den Schwankungen in der Stärke des Magnetfeldes.“
„Ist es ein Problem mit dem künstlichen Magnetpol?“
„Das benachbarte Labor hat mehrere anormale Schwankungen festgestellt. Unser Ostpol hat keine Probleme, also glauben alle, dass die Frequenz des Westpols manuell angepasst wird.“
„Wow“, die Forscherin lächelte, „ Gibt es neue Fortschritte in der Technologie der Unterirdischen Stadtbasis?“
„Ich vermute ja, sonst würde es doch niemand wagen, den Magnetpol zu berühren. Sie haben bereits das Zentrum der Ver-einigten Front kontaktiert und beantragt, eine starke Kurzwellenfrequenz zu öffnen, um mit der Unterirdischen Stadtbasis kommunizieren zu können.“
„Alles ändert sich zum Besseren.“
Alles änderte sich tatsächlich zum Besseren, denn er war kurz davor, seine Spore zu sehen - die Fahrstuhltür öffnete sich und An Zhe ging hinaus.
Die Korridorbrücke, die die Gebäude des Leuchtturms und des Zentrum der Vereinigten Front verband war sehr breit, und beide Seiten waren durchsichtig und bestanden aus Glas oder einem anderem Material.
Das Labor D1344 war sehr leicht zu finden. Er klopfte an die Tür. Eine Frauenstimme sagte: „Bitte treten Sie ein.“
Sobald An Zhe eingetreten war, sah er den Glastank im Zentrum des Raumes. Er war identisch mit dem in den Nachrichten gezeigten, und die kleine weiße Masse...
Neben der kleinen weißen Masse stand
Lu Feng in seiner schwarzen Uniform. Er hatte seine Finger auf den
Tank gelegt, und die Spore bewegte sich wieder auf ihn zu - dann zog
diese Person ihren Finger zurück und legte ihn an eine andere
Stelle
weiter weg.
Dann änderte die Spore langsam ihre Richtung und ging zu diesem neuen Ort.
Als sie ihn fast eingeholt hatte, wechselte Lu Feng erneut den Platz,... Er ließ sie ihn absichtlich nicht berühren!
Als An Zhe das sah, war er so wütend, dass er fast vergaß zu atmen - während Lu Fengs Gesichtsausdruck teilnahmslos wirkte, obwohl er in Wirklichkeit sehr gut gelaunt war. Es schien ihm Freude zu bereiten, die Spore zu schikanieren und mit ihr zu spielen.
In diesem Moment hob Lu Feng den Kopf und blickte zu An Zhe hinüber, die Augenbrauen hochgezogen.
An Zhe sah sich um.
Mit hochentwickelten Instrumenten und Überwachungsgeräten sowie etwa einem Dutzend Forschern konnte er seine Spore nur aus der Ferne betrachten.
Nein, er konnte nur eines tun: nämlich diese Person, die seine Spore tyrannisierte, von ihr wegholen.
Er ging zu dem Tank hinüber, aber die Spore näherte sich nicht auf ihn zu, sondern verweilte weiterhin in der Nähe von Lu Feng.
Der Tonfall von Lu Feng war sehr leise: „Was ist los?“
An Zhe sagte hingegen in einem sehr unfreundlichen Ton: „Sie sollten zurückgehen und essen.“
In dem Blick, mit dem Lu Feng ihn ansah, schien eine Spur von Lächeln zu liegen. Unerwarteterweise machte das Spiel mit der Spore diesen Mann sehr glücklich.
Lu Feng ging zu ihm hinüber und sagte
dann zu einem Forscher:
„Ich gehe jetzt.“
Der Forscher erwiderte: „Bitte kommen Sie morgen wieder.“
An Zhe knirschte mit den Zähnen, als er einen letzten Blick auf die kleine Spore warf, die hilflos in der Nährlösung schwamm, und die Labortür schloss sich erbarmungslos vor seinen Augen.
Er und Lu Feng gingen durch den Korridor.
Er fragte: „Kommen Sie morgen auch hierher?“
„Mm-hm.“
„Haben Sie mit der Probe gespielt?“
„Ich arbeite an einer Studie mit.“
An Zhe wollte seine offensichtlichen Lügen nicht glauben. Er sagte nichts, und sie bogen um eine Ecke und erreichten die Korridorbrücke, die zum Leuchtturm führte. Auf beiden Seiten war der Nachthimmel der Stadt und das Polarlicht am Horizont zu sehen.
Aber Lu Feng schien seine Stimmung zu spüren: „Bist du unglücklich?“
An Zhe sagte nichts.
Lu Feng blieb stehen und sah ihn an.
An Zhe drehte sich um und blickte auf das Polarlicht draußen, und die ganze Welt schien für eine Sekunde still zu stehen.
Genau in diesem Moment...
An Zhes Pupillen zogen sich stark zusammen!
Ein scharfer Schmerz durchzog seinen ganzen Körper. Das Licht war zu stark, so dass er unbewusst die Augen schloss. Noch vor einem Augenblick hatte die Aurora den gesamten Himmel erfüllt, doch plötzlich war eben dieser Himmel wie von einem grünen Blitz durchzogen worden und taghell erstrahlt.
Lu Feng hatte ihn an der Schulter gepackt und ihn zu Boden gerissen, drückte ihn unter sich liegend fest auf das Linoleum und plötzlich überschlugen sich die beiden einmal seitlich. All das geschah innerhalb von Zehntelsekunden.
An Zhe wurde durch den Aufprall nicht verletzt, denn Lu Feng hatte schützend seine Arme um ihn gelegt. Er öffnete seine Augen und stellte fest, dass er zurück in den Korridor des Gebäudes gebracht worden war. Lu Feng hatte ihn hoch- und hinter sich hergezogen.
An Zhes Kopf schwirrte. Er blickte auf die Außenseite der Korridorbrücke und war fassungslos.
Die Aurora war verschwunden – alles.
Nach diesem kurzen Lichtblitz vorhin war sie wie eine Ebbe vom Nachthimmel verschwunden. Die Farbe war innerhalb von zehn Sekunden komplett verblasst und dann ganz verschwunden.
Eine leuchtende Milchstraße überspannte den indigoblauen Nachthimmel.
Einen solchen Anblick hatte er noch nie gesehen. Dann senkte sich sein Blick. Die Lichter der gesamten Menschenstadt blinkten wild und ergänzten die Milchstraße am Himmelszelt.
Auch die Lichter in den Korridoren flackerten und von überall erklangen chaotische Geräusche aus den Laboratorien, während mehrere Forscher auf die Gänge hinausliefen.
Lu Feng zog An Zhe zurück an einen Ort, an dem die Außenwelt über ein Fenster nicht zu sehen war, und fragte dann grimmig einen vorbeieilenden Forscher: „Was ist mit dem Magnetfeld passiert?“
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