46.
"ICH BESTÄTIGE HIERMIT: OBERST LU IST TOT."
„WORÜBER denken Sie nach?“,
Doktor Ji trat hinter Lu Feng, der aus dem Fenster des Labors den vor
ihm befindlichen hell erleuchteten Garten Eden und die Zwillingstürme
betrachtete.
Erst als er näher kam, stellte er fest, dass der Oberst gar nicht ziellos unkonzentriert war - Er spielte mit einem Kommunikator, und auf dem noch beleuchteten Bildschirm war die Kontaktliste eingeblendet. Doktor Ji erblickte einen ihm unbekannten Namen.
„Hubbard - wer ist das?“, Doktor Ji stellte sich neben ihn, die Augenbrauen vor Verwunderung hochgezogen, „Haben Sie etwa einen Freund, von dem ich nichts wusste?“
Lu Feng antwortete nicht, und Doktor Ji verfolgte das Thema nicht weiter. In Gegenwart des Obersts war es normal, dass Fragen nicht beantwortet wurden.
Noch während er ihn gefragt hatte, war die kleine schneeweiße Spore aus Lu Fengs Hemdkragen aufgetaucht, schien den Arzt genau zu untersuchen und war dann schnell wieder abgetaucht, um sich zu verstecken.
„Sie ist so klein“, sagte Doktor Ji mit einem Lächeln.
Lu Feng zog sie heraus und legte sie in seine Handfläche. Die Spore, die ursprünglich so groß wie eine menschliche Handfläche gewesen war, hatte jetzt nur noch die Größe eines Dattelkerns. Sie versuchte verzweifelt, sich in Lu Fengs Hand zu verstecken, scheinbar aus Angst vor Doktor Ji.
„Ich werde dich heute nicht zerhacken“, sagte Doktor Ji, „Du bist zu klein geworden. Sei brav und iss mehr von der Nährlösung, und wenn du ein bisschen größer bist, werde ich dich wieder zerhacken.“
Lu Feng warf Doktor Ji einen eiskalten Blick zu.
Doktor Ji verschränkte die Arme und sagte: „Sie sind ja nicht derjenige, der hier zerhackt. Warum sind Sie heute so angepisst?“
In den letzten Tagen hatte die Basis erkannt, dass es keine Möglichkeit gab den Grund für die Trägheit der Spore mit der vorhandenen Biotechnologie zu erklären.
Man entschied sich für die Ausweichmöglichkeit, oder anders gesagt, man hatte alle Forscher in eine andere Richtung forschen lassen. Heute hatten sie endlich eine Möglichkeit gefunden, Hyphenextrakt herzustellen. Nachdem das Extrakt verdünnt worden war, plante die Basis, diese Lösung auf die Oberflächen von wichtigen Geräten zu verteilen. Mit dieser Methode hofften sie, dass die inerte Spore ein inertes Extrakt produzieren würde und dass dieses inerte Extrakt eine Schutzschicht bilden würde, oder anders ausgedrückt: dass es die Geräte einfach mit seiner Trägheit infizieren würde, was dazu führen würde, dass man sich keine Sorgen mehr machen musste, dass die Geräte infiziert werden würden. Schließlich konnten sich seit Beginn der Verzerrung sogar Glas und Holz gegenseitig infizieren. Da das der Fall war, war der Extrakt auch in der Lage, andere Substanzen zu infizieren.
Sie hatten sogar sofort zwanzig Liter des Extrakts per Flugzeug an die Unterirdische Stadtbasis geschickt.
In diesem Zusammenhang hatten die Verantwortlichen des Leuchtturms selbstironisch bemerkt, dass die Wissenschaft versagt habe und dass sie nun planten, unverständliche Hexerei zu betreiben. Sie hatten jedoch keine andere Möglichkeit, da alle Wissenschaften versagt zu haben schienen, und niemand wusste, worauf sie ihre Hoffnungen setzen sollten.
Doktor Ji streckte die Hand aus: „Lassen Sie mich ein wenig mit ihr spielen.“
Natürlich erhielt er nichts. Lu Feng schenkte ihm nicht einmal mehr einen Blick.
Aber Doktor Ji starrte immer noch auf den Hauch der weißen Hyphen der Spore, die noch zu sehen waren: „Morgen können wir einen weiteren Liter Extrakt herstellen. Das ist schon eine ganze Menge. Die Basis verlangte, dass wir zuerst sicherstellen, dass der Schlüsselapparat des künstlichen Magnetpols geschützt ist.“
Lu Feng krümmte seine Finger zusammen, und nicht einmal ein Hauch der Sporenhyphen zeigte sich mehr.
„Seien Sie doch nicht so“, sagte Doktor Ji, „Obwohl die Beziehung zwischen Ihnen beiden sehr gut ist, heißt das nicht, dass Sie so weit gehen müssen, es zu beschützen, als wäre es Ihr eigenes Kind. Oberst Lu, haben Sie bemerkt, dass Sie, seit Sie aus der Wildnis zurückgekommen sind, weniger gefühllos geworden sind?“
Lu Feng sagte immer noch kein Wort, und so war nur Doktor Jis endloses Geplapper im Raum. Er wurde immer redseliger, wenn er nervös war. Im letzten Monat war die Zahl seiner Gespräche sprunghaft angestiegen.
Drei Minuten später fragte Lu Feng: „Wann werden Sie mit der Verwendung des Extraktes beginnen?“
„Der Leuchtturm diskutiert noch darüber, weil wir nicht ausschließen können, dass die gesamte Materie nach Beginn der Verzerrung unterschiedslos zu verschmelzen beginnt. Zu diesem Zeitpunkt wäre das wahrscheinlichste Ergebnis, dass es keine Wirkung hat und das beste Ergebnis wäre, dass sie ihre Trägheit auf uns überträgt. Im schlimmsten Fall verwandelt es unsere gesamte Ausrüstung in völlig nutzlose Pilze.“
Schließlich sprach Lu Feng, und seine kalte Stimme klang, als sei sie vereist: „Wenn diese Möglichkeit besteht, warum sollte man das Elexier trotzdem benutzen?“
„Ihr vom Gerichtshof wollt immer gerne alles Schlimme direkt töten. Aber das ist jetzt nicht mehr notwendig, denn Sie sollten wissen, dass es nicht mehr schlimmer werden kann.“
„Was genau ist Trägheit?“, fragte Lu Feng.
„Keine Infektiosität.“
Die Spore tauchte aus Lu Fengs Hand auf und kletterte dann an dem Stoff der Uniform bis knapp unter die Schulterklappe, die sich auf der vom Arzt abgewandten Seite befand.
Lu Feng drehte sich leicht, und die subtile Bewegung offenbarte die Spur von etwas auf der Fensterbank: Es war eine kleine Flasche mit einer Flüssigkeit, auf der ein Etikett klebte mit dem handschriftlichen Vermerk 'Mixtur-III'. Neben der Flasche lag eine leere Spritze.
Doktor Jis Blick wurde ängstlich.
„Dass ist der Extrakt eines Xenogenics der Hybridklasse. Was haben Sie damit vor?“, fragte er, „Spielen Sie nicht mit dem Zeug im Labor herum. Es ist sehr gefährlich.“
Als Lu Feng ihn ansah, sagte er etwas, das eigentlich keinen Zusammenhang mit ihrem aktuellen Gesprächsthema hatte: „Als wir in der Unterirdischen Stadtbasis waren, gab es kein Magnetfeld, dafür aber die berührungslose Infektion sowie Verzerrungen.“
Für einen Moment konnte der Arzt seinem Gedankengang nicht folgen, also nickte er nur.
„Viele der Soldaten, die mit mir in die Unterirdische Stadtbasis gegangen sind, um Hilfe zu leisten, wurden infiziert, aber ich nicht“, sagte Lu Feng.
Der Arzt schien verstanden zu haben, was er sagen wollte, sprach jedoch nicht und sah ihn nur schweigend an.
„Wenn die Spore eine Trägheit aufweist, dann würde auch An Zhe eine Trägheit aufweisen“, sagte Lu Feng.
Doktor Ji nickte.
„Aber er konnte zwischen Pilz- und Menschengestalt wechseln. Außerdem war seine genetische Untersuchung, als er die menschliche Form hatte, ohne Anomalien“, sagte er schlicht und einfach, „Wenn ich also bereits von ihm infiziert und träge geworden bin, könnten Sie das nicht feststellen.“
„Ja, ich gebe es zu. Darüber haben wir uns am Anfang auch Gedanken gemacht“, sagte Doktor Ji, „Aber was bringt das? Gerade weil wir nicht in der Lage sind, diese Art von Infektion zu erkennen, haben wir uns entschlossen, die verdünnte Lösung über einen weiten Bereich zu sprühen. Aber ein weises Sprichwort sagt auch: 'Erst wenn das Wasser zurückgeht, werden sich die Felsen zeigen'. Demnach also... Erst an dem Tag, wo die vollständige Verzerrung eintritt, werden wir wissen, ob dieses Extrakt die Menschheit schützen kann.“
„Aber es besteht auch die Gefahr, dass sich alles in Pilze verwandelt“, sagte Lu Feng.
„Na und?“, der Arzt schaute ihn an. Als hätte er eine Art ominöse Vorahnung, wurde sein Tonfall aggressiver.
„Infizieren Sie mich mit dem Monsterextrakt. Wenn ich nach zwölf Stunden noch ein Mensch bin, beweist das, dass An Zhe seine Trägheit bereits an mich weitergegeben hat und dass es keine unerwünschten Reaktionen gibt. Der Extrakt wird brauchbar sein.“
Der Arzt sah ihn an, ohne die geringste Spur von Überraschung in seinem Ausdruck, als hätte er schon lange vorher geahnt, dass er so etwas sagen würde.
Während er Lu Feng ansah, wurde sein Blick langsam kalt und schwerfällig. Mit einem Kopfschütteln fragte er: „Und warum Sie?“
„Die Zeit, die ich mit ihm verbracht habe, war sehr lang, und seit dem Zwischenfall im Gefängnis der Äußeren Stadt war ich immer wieder mit ihm zusammen“, sagte Lu Feng, seine Stimme war flach, „Wenn er fähig war, andere anzustecken, dann bin ich derjenige, der am ehesten infiziert wurde.“
„Nein, ich wäre derjenige“, Doktor Ji lachte grimmig und sah Lu Feng direkt an, während er sich dem anderen Mann näherte und seine Stimme erhob, „Nach dem Vorfall im Gefängnis in der Äußeren Stadt haben Sie ihn nur so lange begleitet, wie Sie hier waren. Während Sie in der Unterirdischen Stadtbasis waren, war ich derjenige, der die ganze Zeit bei ihm war. Wir haben sogar im gleichen Zimmer geschlafen. Er war so brav wie ein Kätzchen, wir standen uns so nahe wie ein Mann und sein Schatten, und wir hatten eine Menge intimer Kontakte, von denen Sie besser nichts wissen wollen. Also, wenn Sie sich bei ihm anstecken konnten, warum dann nicht auch ich?“
„Sie haben hier noch viel zu tun“, Lu Feng ließ sich von seinen Worten überhaupt nicht provozieren. Er entgegnete: „Sie können dieses Risiko nicht eingehen.“
„Sie wissen also ganz genau, dass es ein Risiko ist, nicht wahr?“, verärgert atmete der Arzt ein paar Mal tief durch. Mit lauter Stimme fragte er Lu Feng: „Ich kann also das Risiko nicht eingehen, was soviel bedeuten soll, dass Sie es können? Ist Selbstaufopferung etwas so Erinnerungswürdiges für Sie?“
Lu Feng sagte nichts. Doktor Ji schnappte die bereits geöffnete Flasche von der Fensterbank. Dann stieß er die Nadelspitze hastig hinein und zog den Kolben, so dass sich der Spritzenzylinder schnell füllte.
„Wenn Sie darauf bestehen, dieses Experiment durchzuführen, dann bin ich der Einzige, der es durchführen kann“, er umklammerte die Spritze, seine azurblauen Augen waren wie eingefroren und er sprach extrem schnell, „Sie haben schon zu viele Dinge getan, also sollten Sie besser verdammt noch mal für mich am Leben bleiben.“
Lu Feng hinderte ihn in keiner Weise an seinen Bewegungen. Er sah nur schweigend zu, seine kalten grünen Augen waren wie ruhige Seen.
Er hob seinen eigenen Ärmel.
An der Vene an seinem Handgelenk zeigte ein kleiner Blutstich an, dass ihm bereits etwas gespritzt worden war.
„In zwölf Stunden, wenn es mir gut geht, könnt ihr den Extrakt verwenden.“
Der Arzt verharrte genau an der Stelle, wo er war, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell und er starrte Lu Feng an.
„Sie... Sie...“, die Ränder seiner Augen röteten sich vor Wut, und seine Stimme war so heiser und scharf wie geschliffenes Glas, „Sie hoffnungsloser... selbstschädigender Vollidiot! Der Verlust eines einzelnen Wissenschaftlers wird keine Auswirkungen auf die Basis haben, aber der Verlust eines Schiedsrichters? Haben Sie das nicht bedacht?“
Lu Feng gab keine eindeutige Antwort.
In diesem Moment ertönte das schrille Geräusch eines Kommunikators. Der Atem des Arztes hatte sich noch nicht beruhigt, als er das Gespräch entgegennahm.
Nachdem er drei kurze Sekunden lang zugehört hatte, veränderte sich seine Gesichtsfarbe: „Ich komme sofort zu Ihnen“, sagte er zu seinem Gesprächspartner.
Sein Gesichtsausdruck sehr ernst, nachdem er aufgelegt hatte: „Es wurden erneut leichte Verzerrungen beobachtet, und die Basis hat die Intensität des Magnetfeldes auf ihr Maximum erhöht. Der Moment, in dem unsere Verteidigungslinie zusammenbricht, ist da. Ich werde eine Notfallsitzung einberufen, die eine halbe Stunde oder so dauern wird. Sie bleiben hier und gehen nirgendwo hin.“
Mit diesen Worten eilte er zur Tür hinüber.
„Warten Sie“, rief Lu Feng.
Doktor Ji hielt inne, aber in seiner anhaltenden Irritation drehte er sich nicht um. Hinter ihm fragte Lu Feng: „Wird An Zhe von der Verzerrung genauso unberührt bleiben wie die Spore?“
„Selbst wenn die gesamte Menschheit stirbt, wird er leben.“
„Ich danke Ihnen.“
Der Arzt ging und schlug die Tür hinter sich zu.
Lu Feng stand noch immer auf seinem Platz und schaute aus dem Fenster. Unter der Aurora wirkte die dunkelgraue Stadt nur wie eine ununterbrochene Erweiterung des Dschungels. Die Aurora schwankte und warf ihr geheimnisvolles grau-grünes Licht auf die Gebäude.
Das scharfe Heulen eines Tieres ertönte in der Stadt.
In dieser Richtung war das Innere der Stadt, der Stützpunkt des Militärs. Das Heulen, das den Himmel zerschnitt, war nur der Anfang. Einen Moment später ertönte weiteres bestialisches Gebrüll von diesem Ort aus.
Das Notlicht der Militärbasis leuchtete plötzlich auf, erlosch aber schnell wieder.
Gleichzeitig ertönten scharfe Pfeiftöne und Explosionen, gefolgt von einem lauten Evakuierungsalarm, der den gesamten Stützpunkt einhüllte.
Doch Lu Fengs Blick verweilte nur kurz dort. Dann blickte er auf die riesige Wildnis außerhalb des Stützpunkts.
Mit einem flatternden Geräusch flog ein riesiges geflügeltes Monster in Fledermausform von den fernen Bergen her, gefolgt von den aufsteigenden Schatten von tausender seiner Artgenossen, die den Himmel verdunkelten.
Der Kommunikator leuchtete auf.
Lu Feng tippte die Nummer des Labors auf der Kommunikationsschnittstelle.
Einige Sekunden später tauchte eine Nachricht von Hubbard auf: „Verstanden, ich werde in einer halben Stunde da sein.“
Der totale Zusammenbruch des Magnetfeldes erfolgte genau in dieser halben Stunde.
Auf dem offenen Land um den Stützpunkt herum erschienen plötzlich Monster aus dem Himmel und der Erde. Es schien, als hätten sie lange Zeit im Winterschlaf gelegen und nun war der Moment gekommen, auf den sie gewartet hatten. Wie eine Flutwelle stürmten sie auf die Basis zu. Die Notbeleuchtung in den Korridoren blinkte wild. Aus dem Konferenzraum kommend eilte der Arzt in Richtung des Labors, gefolgt von zwei Militärs.
„Doktor, bitte evakuieren Sie mit uns so schnell wie möglich.“
„Das Militär kann nicht die gesamte Basis schützen. Im Moment haben die unbemannten Drohnen bereits beobachtet, dass eine Flut von Monstern auf uns zukommt. Letztendlich können wir nur den künstlichen Magnetpol als unsere einzige Verteidigungsposition einnehmen.“
„Ich muss etwas mitnehmen“, sagte Doktor Ji schnell, „Geben Sie mir fünf Minuten. Oberst Lu ist auch im Labor.“
„Bitte kommen Sie jetzt sofort mit uns mit“, der Soldat mit dem Logo des Zentrums der Vereinigten Front auf der Brust begann energischer zu sprechen, „Dies ist ein Sonderbefehl. Das gesamte Personal soll sich in das Magnetfeldzentrum zurückziehen, da würde die Anwesenheit von Oberst Lu die Verwirrung in der Menge nur noch weiter verschlimmern und unnötige Konflikte auslösen. Daher ziehen wir es in Betracht, ihn...“
„Halten Sie den Mund!“
Der Notfallalarm ertönte in einer höheren Tonlage, und die ohrenbetäubenden Töne kombinierten sich mit dem roten Licht auf den Gängen. Dies war die höchste Stufe des Kriegsalarms, der die Menschen daran erinnerte, sich sofort an einen sicheren Ort zu begeben. Der Korridor war von Aufruhr erfüllt. Das Heulen der Monster in der fernen Wildnis war deutlich zu hören, und das Versuchspersonal in ihren weißen Kitteln und die Soldaten waren in großer Panik.
Die Labortür war nahe.
Doch plötzlich war da ein ungläubiger Blick in Doktor Jis Augen. Die Labortür stand weit offen. Bevor er gegangen war, hatte er vor lauter Aufregung vergessen, die Tür abzuschließen.
Er schritt hinein und sah einen Soldaten mit einem um den rechten Arm gewickelten schwarzen Stoffstreifen, der ein Scharfschützengewehr trug und auf eine Gestalt zielte, die neben dem Fenster stand.
Seine Pupillen zogen sich zusammen - der schwarze Stoff am rechten Arm war das Symbol der Anti-Prozess-Bewegung.
Der Kommunikator leuchtete auf, aber er war nicht in der Lage, ihn zu beachten.
Er rief: „Lu Feng!“
Seine Stimme wurde von dem Knall eines Schusses begleitet.
Die Gestalt am Fenster schwankte, dann fiel sie mit einem dumpfen Aufprall zu Boden.
Doktor Jis Augen weiteten sich ungläubig und seine Lippen zitterten: „Nein ...“
„Keine Bewegung!“
Der bewaffnete Soldat wurde schnell von den beiden Soldaten, die mit ihm mitgekommen waren, niedergerungen. Doktor Ji stürmte ins Zimmer. Unfähig, sich um irgendetwas zu kümmern, stieß er auf dem Weg dorthin einige Laborgeräte um, und Scherben von zerbrochenen Reagenzgläsern verteilten sich auf dem Boden. Er lief um einen Rollcontainer herum und kniete sich zitternd vor den gefallenen Körper Lu Fengs.
„Lu Feng? Lu Feng?“
Die Augen hatten sich nicht geschlossen und die Gliedmaßen blieben unbeweglich. Der Arzt griff nach der geschwärzten Mündung der Waffe.
Sein Kommunikator blinkte noch einmal auf. Mit einem Blick auf den Absender kühlte sich der Blick des Arztes ab, obwohl er noch vor wenigen Augenblicken am ganzen Körper gezittert hatte. Einer der Soldaten legte dem Schützen Handschellen an, dann machte er sich daran, zu ihm herüberzukommen.
„Sie brauchen nicht hierher zu kommen“, die Stimme des Arztes ertönte kalt im Labor, „Ich bestätige hiermit: Oberst Lu ist tot.“
Das Geräusch von auf den Boden tretender Militärstiefeln hielt inne: „Wir bedauern, das zu hören.“
Der aschfahle Doktor Ji lächelte leicht.
„Ich bin nicht sehr überrascht“, sagte er, „was den Tod des Schiedsrichters betrifft.“
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PL1109, Kabinenraum.
Hubbard lehnte sich gegen die Kabinenwand. Er und Lu Feng konnten nicht als sehr gute Freunde bezeichnet werden, aber es schien, dass ihre Beziehung auch eine war, bei der sie ihr Leben für den anderen riskieren würden.
„Es hat nicht wenig Mühe gekostet, das Ding aus der Wohnung deines Nachbarn zu bekommen. Aber ich bin überrascht, dass du es trotzdem behalten hast.“
„Es war gut gemacht“, sagte Lu Feng, „Laut der Zeugenaussage von Scott Shaw hast du die spezifischen Daten geliefert.“
Hubbard lächelte und führte dieses Gesprächsthema nicht weiter.
„Wie hat es sich eigentlich angefühlt, eingesperrt zu sein?“, fragte er stattdessen.
Lu Feng verzog leicht den Mund: „Es war in Ordnung.“
Mit diesen Worten warf er einen Blick auf die anderen in der Kabine. Ein Offizier in der Nähe sagte: „Wir sind alle zusammen mit Ihnen aus der Unterirdischen Stadtbasis zurückgekommen, Oberst Lu. Wir garantieren Ihnen, dass wir Sie nicht dem Militär melden werden.“
„Es gibt keinen Grund, ihnen zu danken“, Hubbard polierte eine Waffe in seinen Händen, „Es ist nur wieder einmal eine weitere Belagerung von Monstern. Wir sind dabei, wieder in den Kampf einzutreten, und deine reiche Erfahrung war im Kampf gegen den Feind in der Unterirdischen Stadtbasis für jeden von uns hier offensichtlich. Wir haben nichts dagegen, wieder mit dir zusammenzuarbeiten, denn es ist ein gutes Geschäft für beide Seiten.“
Der Offizier sagte: „Vorausgesetzt, der Oberst ist immer noch bereit, der Basis zu dienen.“
Lu Fengs Lippen kräuselten sich leicht: „Beginnen wir mit der Überprüfung der Ausrüstung“, sagte er.
Auf der einen Seite reinigte Hubbard weiterhin seine Waffe, eine halbautomatische Pistole, die komplett silberfarben war. Seine Finger ruhten auf dem Schaft der Waffe, wo sich ein abgenutzter Fleck befand, aus dem man schwach die Gravur 'Tang' entziffern konnte.
Sein Blick verweilte auf der Buchstabenkette.
Ein Soldat in der Nähe fragte: „Wer ist das?“
„Ein Freund“, antwortete Hubbard, „Ich kenne ihn seit dreiunddreißig Jahren.“
„Das ist verdammt lange.“
Hubbard starrte das Wort lange an, bevor er lächelte: „Aber es ist schade.“
„Warum das?“
„Wir wurden zusammen geboren, aber am Ende waren wir nicht in der Lage, zusammen zu sterben.“
„So etwas Gutes kann es ja auch nicht geben.“
„In der Tat.“
Lu Feng folgte ihrem Gespräch mit verschränkten Armen. Mit halb geschlossenen Augen war keine Emotion bei ihm zu erkennen, und die anderen erwarteten natürlich nicht, dass der Schiedsrichter in der Lage war, sich in ihre Emotionen einzufühlen.
Erst als Hubbard etwas bemerkte: „Was ist mit deiner Waffe passiert?“, fragte er.
Lu Feng sagte: „Ich habe sie weggegeben.“
Hubbard lächelte, als hätte er alles verstanden. Verglichen mit dem Standardvorrat des Militärs schien dieser Söldnerkapitän offensichtlich stinkreich zu sein. Er nahm eine schwarze Pistole aus einer Truhe heraus und reichte sie Lu Feng, während er murmelte: „Ist in Ordnung so.“
„Vielen Dank.“
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